Dienstag, 4. August 2009

Psychische Erkrankung - was bedeutet das?

Es gibt ja unzählige psychische Erkrankungen und psychisch krank ist nicht gleich psychisch krank.

Deshalb werde ich mich hier auf die Erkrankungen beschränken, die mich betreffen.

Meine Diagnosen sind: schwere Posttraumatische Belastungsstörung mit Angst- und Panikstörrung, Sozialphobie, Dissoziative Störrung mit selbstverletzendem Verhalten

Seit vielen Jahren mach ich nun schon Psychotherapie - nach einigen - für mich schlechten - Therapieformen und Therapeuten hab ich seit etwa 10 Jahren nun durchweg sehr gute Therapeuten. Und ich habe schon sehr viel erreicht.

Die Ängste sind bei weitem nicht mehr so ausgeprägt und einschränkend, Selbstverletzendes Verhalten gehört (hoffentlich auch für immer) der Vergangenheit an, dissoziative Zustände sind nur mehr sehr selten (2-5 mal im Jahr) und auch nur noch in sehr "milder" Form.

Ich habe mittlerweile ein gewisses Selbstbewusstsein entwickelt, habe meinen Grenzen kennengelernt und vor allem zu wahren gelernt. So kann ich heute sehr gut "nein" sagen, wenn etwas über meine Kräfte geht.

Denn grade mit meinen Kräften muss ich sorgsam umgehen. Ich kann halt nicht so viel schaffen, wie ein Gesunder und es gibt Tage, da kostet es alle Kräfte nur aufzustehen, mich anzuziehen und mir was zu essen zu machen.

Das spielt sicher auch die Fibromyalgie mit hinein - doch auch ohne wäre ich immer noch weit weniger "leistungsfähig" als ein Gesunder.

Therapie kostet Kraft - es ist zwar "nur" Arbeit im Kopf und Körper - aber es ist sehr anstrengend. Nach einem EMDR-Termin bin ich streichfähig - nicht weil es mir nicht gut geht (ich komme damit ziemlich gut klar, sonst würde ich das ambulant nicht machen) - einfach weil die Arbeit so anstrengend ist, dass ich dann Ruhe brauche um wieder aufzutanken.

Das versteht kaum jemand. "Wieso - du sitzt da doch nur eine Stunde und unterhältst dich da" - ja das stimmt - nur dass ich mich nicht nur unterhalte, sondern es um schwierige Themen geht und es ein "eintauchen" in das Thema ist - mit Kopf und Körper. Es ist Schwerstarbeit. Mir das selbst einzugestehen fiel schon schwer - und ich erlebe es ja ständig - es jemanden klar zu machen, der das nicht selbst erlebt hat - ist denk ich kaum möglich.

Ich brauche deutlich mehr Rückzugsräume - also Raum für mich - ohne andere Menschen. Aber auch deutlich mehr Zeit für mich - um mich zu erholen, zur Ruhe zu kommen und dem Körper die Ruhe zukommen zu lassen, die er braucht, damit er nicht in Totalstreik treten muss nur weil ich wieder mal nicht drauf höre was er mir sagt - denn er sagt mir deutlich wann er Ruhe braucht.

Dinge die anderen leicht von der Hand gehen, die Alltag sind - sind für mich oft harte Arbeit. Ein Beispiel: ich mach mir eine Kleinigkeit zu Essen - esse dann - und - normalerweise - wäscht man dann halt schnell ab. Das geht an guten Tagen auch - aber es gibt auch Tage, an denen allein das mir etwas zu Essen machen und essen - so viel Kraft kostet, dass ich es kaum schaffe das Geschirr dann in die Küche zu bringen.

Das hat nichts mit wollen zu tun. In dem Moment geht es einfach nicht.

Das Wichtige dabei ist - einen Mittelweg zu finden - sich selbst nicht zu überfordern, aber auch nicht in ein "das geht eh nicht - also lass ich es gleich" zu fallen. Dran zu bleiben, zu probieren, jeden Tag, jede Stunde aufs Neue und unterscheiden zu lernen, wann es wirklich nicht geht und wann es nur der berühmte "innere Schweinehund" ist - den ich genauso habe wie jeder andere.

Allein dieses auseinander zu halten musste ich lernen - und das hat lange gedauert. Vor allem da ich zu den Menschen gehöre, die immer viel zu viel von sich verlangen. Ausserdem kann ich ganz schlecht ab, wenn meine Psyche oder mein Körper nicht so macht wie ich gern hätte. Die eigenen Grenzen auch wirklich zu wahren bedeutet sie auch zu respektieren (und ich arbeite noch am akzeptieren ;-) )

Ich glaube das macht es oft auch so schwierig - wie soll man anderen erklären wie das für einen ist, wenn man selbst da hadert. Es gibt eben nicht diese klaren Aussagen: das und das kann ich nicht. Denn es ist abhängig von Tagesform und um was es grad aktuell in der Therapie geht und wie man mit sich selbst grad klar kommt und und und. Und zu erklären warum ich an dem einen Tag alles ganz gut hinkrieg und am nächsten nicht mal die Grundsachen klappen - ist schwer.

Dabei gibt es genug körperliche Erkrankungen wo es oft ähnlich ist - und die haben auch nicht das Problem das dann zu sagen - dann ist es halt "die Erkrankung" und gut. Bei der Psyche fehlt da oft die Akzeptanz - an sich selbst und bei anderen.

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