Samstag, 26. September 2009

leichter ...

Aufgrund meiner Sozialphobie kann ich nicht mit dem Bus fahren. Ich arbeite dran und wenn es mir gut geht und ich die Schulstosszeiten meide - schaffe ich es durchaus in der Stadt mal eine oder zwei Strecken zu fahren. Manchmal gelingt das sogar recht gut - aber regelmässig und vor allem dann in den Bussen voller Schulkinder - hab ich keine Chance.

Es ist aktuell auch nicht das Thema Nummer 1 - und ich kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen. Da im Winter dann noch das Problem dazukommt, dass ich nicht raus kann wenn es rutschig ist - werde ich das jetzt auch nicht weiter intensivieren - das Bustraining.

Mindestens 2 x die Woche fahr ich ja zur Therapie, dann noch zur Arbeitstherapie, Physio, dem Schwimmen was das KH anbietet usw. Bis auf das Schwimmen (wobei das natürlich im Moment der Hauptpunkt im Kampf gegen die Sozialphobie ist - deshalb ist es schon sehr wichtig - abgesehen von der körperl. Betätigung) - sind das alles Termine, die so wichtig sind, dass ein Ausfall (wegen Urlaub z. Bsp.) meine Stabilität sehr ins Schwanken bringen kann (ok bei der Physio merk ich es halt körperlich sofort, psychisch weniger, aber die AT und die Therapie - nicht umsonst hab ich da Urlaubsvertretungen, obwohl das nicht so üblich ist in der Ambulanz).

Um diese Termine wahrnehmen zu können, übernimmt die Krankenkasse die Fahrtkosten - mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder wenn nötig mit dem Taxi. Ohne diese Fahrtkostenübernahme kann ich die Termine nicht wahrnehmen, solange das mit dem Bus nicht klappt - und sobald der Druck von "muss klappen" da ist - geht meist gar nichts mehr.

Entsprechend hängt von dieser Genehmigung sehr viel ab. Da auch die Krankenkasse den Bedarf aber sieht und ich in die "Vorgaben" falle, die eben angeben, wann sie so was übernehmen - ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es genehmigt wird.

Seit einem Jahr etwa dauert das aber leider etwas und die Genehmigung kommt immer mehr als knapp oder eben ein paar Tage zu spät. Und natürlich kann man nie wissen ob sie es genehmigen - immerhin ist es eine Krankenkasse, die haben mir schon so viel gestrichen - sicher bin ich da also nie. In der Regel gilt die Genehmigung für 3 - 6 Monate - dann muss neu beantragt werden.

Die aktuelle Genehmigung geht noch bis nächsten Mittwoch und deshalb hab ich die letzte Woche das übliche Prozedere angefahren (natürlich unabhängig vom Antrag, der 6 Wochen vorher gestellt werden soll und wird) - dort anrufen, die Sachbearbeiterin macht dann dem med. Dienst Druck rechtzeitig eine Entscheidung zu fällen und meldet sich dann bei mir.

Nur dass es eine neue Sachbearbeiterin gibt, die völlig unbedarft war - und deren Aussagen mir wirklich große Angst gemacht haben.

Die große Zitterpartie sozusagen.

Heute komm ich zum Briefkasten - und finde: die Genehmigung!

Zwar für das falsche Krankenhaus ausgestellt - doch was soll's - das hatten wir schon öfter und das war bisher nie das Problem - dass die immer noch nicht wissen, welches Krankenhaus - naja - ist deren Problem - Hauptsache die Therapietermine sind erstmal sicher.

Und es ist unglaublich, was so eine Genehmigung ausmacht - die Stimmung ist deutlich besser, da polterte nicht nur ein Stein, sondern eher ein Gebirge vom Herzen - und so fühl ich mich heute auch - sehr viel leichter, beschwingter - und das geniesse ich heute (und investiere diese Energie gleich in Wäsche waschen, aufhängen, Badboden gründlich machen usw.)

Donnerstag, 24. September 2009

V.

Heute wäre sein Geburtstag. Der September war "unser" Monat - 1996. Wir haben unsere Hochzeit vorbereitet - und stellten dann Ende des Monats fest - dass wir nun alles vorbereitet haben, was man vorbereiten kann. Der Termin wäre am 21. Dezember 1996 gewesen.

Wir hatten angefangen seine Wohnung einzurichten - dort wollten wir hinziehen. Ich hab noch nie - und danach nie wieder - so tolle und lautstarke Streitgespräche in der Öffentlichkeit geführt - wir hatten einen wahnsinnigen Spass.

Er war was besonderes.

Anfang Oktober dann bekamen wir die Diagnose: Morbus Hodgkin. Die Erfolgsaussichten waren gut - über 80 Prozent.

Die erste Chemo hätte er fast nicht überlebt - er wäre fast gestorben. Und er wollte so unbedingt Haare haben auf den Hochzeitsfotos - er war immer so eitel - selbst zum Müll rausbringen musste erstmal 3 Stunden im Bad vor dem Spiegel stehen. Also haben wir die Hochzeit verschoben. Wegen seiner Haare und weil die zweite Chemo kurz vor Weihnachten sein sollte.

Die zweite Chemo überstand er ohne Probleme - ihm war nicht mal übel - dafür schickte er seine Mutter im Dezember auf die Suche nach frischen Erdbeeren. Er war ein katastrophaler Kranker - schon mit Schnupfen zum Sterben und ein schrecklicher Jammerlappen - der sich von Mama verwöhnen lassen wollte :-)

Im Jänner dann sollte ich ins Krankenhaus - ich wollte nicht - aber die zweite Chemo verlief so gut und wir vereinbarten, dass ich meinen Aufenthalt hinter mich bringe und er die Chemo und dass wir danach heiraten würden.

Ich hab ihn dann nur noch einmal im April gesehen - es war ein Abschied. Die Ärzte gaben ihm noch wenige Wochen - und ich durfte für 3 Tage zu ihm fahren (ok 1 Tag ging für Hin- und Rückfahrt drauf).

Wir haben uns von der ersten Minute an gestritten - ich konnte ihm nichts recht machen. Und so viel Erfahrung ich in der Sterbebegleitung hatte - ich verstand auch seine Wut und alles - aber ich bekam es nicht getrennt.

Also hab ich am 2. Tag meine Sachen gepackt und bin zu einer Bekannten gezogen. Er war sauer. Aber ich hielt die ganze Streiterei einfach nicht mehr aus.

Er verweigerte ans Telefon zu gehen - und irgendwann war ich auch sauer.

Aber ich versuchte weiter ihn zu erreichen - ohne Erfolg. Irgendwann rief ich bei seiner Mutter an. Am 29. Mai 1997 - Fronleichnam - ich kam grad von der Tennisstunde, die im KH angeboten wurde.

Und sie sagte mir, dass sie ihn am Di beerdigt hätten.

Ich war geschockt - ich war so wütend, dass er sich verleugnen lässt und erfahre, dass er am 24. Mai um 17 Uhr verstorben ist und am Di beerdigt wurde. Warum hatte mich niemand angerufen?

Die Mutter gab mir die Schuld - wenn ich nicht mit ihm gestritten hätte, hätte er nicht aufgegeben - dabei hatte er schon lange vorher aufgegeben.

Mir sollten wohl Freunde Bescheid geben, doch die trauten sich nicht - immerhin war ich ja in einer Psychosomatik. Doch warum haben sie nicht die Ärzte informiert oder so - wenn sie Angst hatten? So war es sicher nicht besser.

Ich konnte nicht zur Beerdigung.

Als ich im KH die Therapeutin informierte war sie total überrascht - sie dachte er wäre einfach nur ein Freund gewesen, nicht dass da mehr war. Ich war mir sicher, dass sie Bescheid wusste - warum hätte ich sonst diesen Sonderurlaub bekommen können? Aber offensichtlich sah sie das anders.

Heute weiß ich, dass ich ihn nicht geliebt habe - und er mich auch nicht - wir hatten eine Art Seelenverwandschaft - wir konnten über alles reden - es gab kein Tabuthema - und wir hatten sehr viel Spass. Vielleicht waren wir sogar ein bisschen verliebt - aber eigentlich "passten" wir nur zusammen - wir waren beide so verkorkst - dass wir gar nicht in der Lage waren zu lieben.

Er war ein eitler Tropf - ein liebevoller eitler Tropf - seine Eitelkeit trieb mich oft zum Wahnsinn - er konnte Stunden im Bad zubringen.

Ich vermisse ihn - immer noch. Es tut heute nicht mehr so weh wie damals - denn damals hatte ich keine Zeit für Trauer - doch die letzten 3 Jahre ist es nicht mehr so, dass es wirklich ein Problem ist - es ist halt traurig - aber ich glaube mein Trauerprozess ist abgeschlossen.

Es ist eine Erinnerung - er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Mittwoch, 23. September 2009

anstrengend

Wieder mal eine Phase wo kaum was geht, schon Kleinigkeiten so anstrengend sind, dass man sich dreimal überlegt ob es notwenig ist (und das fängt schon damit an, dass ich ernsthaft überlege ob ein Toilettengang wirklich so dringend nötig ist oder doch noch warten kann) und wenn man dann was tun muss (sich z. Bsp. aus der Hängematten schälen um ins Bad zu gehen) alles so zu viel ist, dass man am liebsten zu heulen anfangen möchte.

Der Lärm einer Baustelle von draussen mit dem Kreisen eines nicht identifizierten Gerätes seit zwei Stunden macht es nicht grad einfacher.

Das Gefühl alles in einem ist grad so angspannt, dass der kleinste Windhauch reicht um es reissen zu lassen, das Skills nur noch anstrengend sind (aber wenigstens noch ein bisschen funktionieren solange es dann gelingt mich vor der Welt um mich herum zu verschliessen) und eigentlich nur noch ein "will mich verkriechen und nix mehr hören oder sehen" da ist - das ist ein leider nur allzu bekanntes Gefühl.

Idealerweise würde ich also einfach die Welt aussperren, mich auf mich konzentrieren, mir was Gutes tun und mich sozusagen um mich kümmern und sorgen.

Realistischerweise versuche ich möglichst viel Welt auszusperren (also keine Kontakte nach aussen - dann gibts auch keine weiteren - von ausserhalb ausgelösten - Krisen), mir zumindest nicht zu schafen und vielleicht schaffe ich es sogar, mir was leckeres zu Essen zu machen und mich mit einem guten Buch zurückzuziehen (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt).

Ich habe eine meiner Grenzen erreicht, die Situation ist unklar und im Moment kann ich nicht viel mehr tun als abwarten - und hoffen, dass sich alles wieder einpendelt und einrenkt.

Gestern abend hat die Vetretung des Theras angerufen - war so vereinbart - und er wird auch heute abend anrufen - morgen sehen wir uns dann und für Freitag müssen wir dann schauen. Im Moment hangel ich mich von Tag zu Tag - wobei es mehr darum geht, den Kontakt zu mir nicht ganz zu verlieren und nicht vollends abzustürzen.

Alles ausgelöst durch ein Gespräch - und einer Unachtsamkeit, die leider massiv grenzüberschreitend war.

Dienstag, 22. September 2009

Grrrrrrrr

Heute der Termin beim anderen Betreuungsverein. Eine Frau wollte erstmal schon die Daten aufnehmen, da der Herr mit dem ich den Termin hatte sich verspätete.

Also hab ich erstmal gesagt, dass ich keinesfalls zu dritt sprechen möchte, dass ich das nicht kann. War wohl ok.

Dann kam der Herr und setzte sich zu uns - und diese blöde Kuh steht da und will sich setzen - nochmal der Hinweiss nicht zu dritt und sie nickt und setzt sich hin. Erzählt ihm dann das was ich schon gesagt hatte und wundert sich dass ich nichts sage - und irgendwann konnte ich es abbrechen - nur dass dummerweise dann der Herr ging und die blöde Kuh blieb.

Sorry - wie soll ich denn sagen, dass ich kein Gespräch zu dritt will - und ich war wirklich deutlich - damit das ankommt?

Mit der will ich nichts mehr zu tun haben - echt. Im Moment schaukelt sich das auf - sie wird fast sowas wie ein "Feindbild" - das ärgert mich auch. Irgendwie krieg ich das grad wieder mal nicht getrennt.

Donnerstag, 17. September 2009

war ja klar ...

1 Stunde nachdem ich hier geschrieben hab wie das mit der Betreuung so ist - und dass ich abwarten muss usw - kam ein Anruf:

Ich kann nicht zu dem gewünschten Betreuer wechseln, da der, den er aktuell betreut auch mitwechselt und damit sein Stundenkontingent voll ist.

Das war erstmal ein Tiefschlag, der mich auch recht aushebelte.

Und damit ist alles offen: klar ist - ich werde wechseln, aber völlig unklar wohin - sowohl Betreuungsverein als auch Betreuer.

Das bedeutet ein neu einlassen müssen - und im Moment weiss ich nicht ob ich das schaffe.

Wär ja auch zu schön gewesen.

Mittwoch, 16. September 2009

"Wie geht's dir?"

Das ist ja so eine Frage die mich oft ärgert. Die meisten wollen eh nur ein "gut" hören oder warten erst gar keine Antwort ab.

Einige Wenige möchten wirklich wissen wie es geht - und da ist das antworten oft auch nicht so einfach. Ich zähle nämlich zu den Menschen, die da ehrlich antworten.

Wenn es mir nicht gut geht - sage ich das auch, je nach dem wer fragt auch mal geschönt: geht so, könnte schlechter sein, ging schon mal besser, usw.

Nur "ganz schlecht" - sage ich seltenst - einfach weil ich mir das selbst nicht eingestehen will. Wenn wirklich großes Chaos kommt meist ein "ich lebe noch" - und überlasse es dem Gegenüber zu schauen was er daraus macht.

Am Schlimmsten finde ich diese Frage aber, wenn ich es einfach selbst nicht weiss.

Es gibt Tage, da fühle ich mich so zwar nicht so schlecht, weiss aber dass es mir schlecht geht, weil ich Verhaltensweisen an den Tag lege, die genau das zeigen - das sind die Tage, an denen ich einfach so vor mich hinlebe und erst gar nicht anfangen will mich mit mir selbst auseinander zu setzen.

Zur Zeit gibt es wieder mal diese Phase - ich merke, dass ich davonlaufe, mich ständig beschäftige und damit hoffnungslos überfordere - vor allem körperlich. Stelle fest, dass Kleinigkeiten kleine Krisen auslösen - nur sehr kleine, aber es zeigt, dass der Boden unter mir wackelt. Ein Satz im Fernsehen kann Tränen auslösen, eine angebrannte Sosse ebenso (und das ist leider ein Zeichen dafür, dass ganz dringend ein STOP angesagt ist, ich meine Grenze doch deutlich erreicht hab und eher drüber bin).

Das alles sehe ich, nehme es wahr, verstehe es, kann es "lesen" und doch krieg ich kein Stop hin (was wiederum zeigt, dass ich die Grenze bereits hinter mir gelassen hab) und laufe weiter davon - nur um mich nicht mit mir auseinandersetzen zu müssen. Ausserdem fühlt es sich nicht schlimm an.

Vermutlich machen das die meisten Menschen - erst innehalten, wenn der Körper streikt. Doch wenn ich nicht aufpasse, hebelt es mich völlig aus - mit Riesenkatastrophe und im schlimmsten Fall stationärem Aufenthalt - sozusagen einem "Zwangs-Stop".

All das weiss ich, hab ich - unzählige Male - erfahren, doch etwas in mir weigert sich zu sagen "geht grad nicht so gut".

Lieber verfalle ich in blinden Aktionismus und warte bis der Körper streikt - endgültig (denn so dieses bisschen streiken tut er ja schon mind. eine Woche).

Also versuch ich Plan B: keine weiteren Termine ausmachen (außer die Standard), keine Extras, nächste Woche nicht unbedingt Nötiges absagen oder verschieben, kein "einfach losfahren um einzukaufen, was zu erledigen, organisieren usw", keine größeren Aktionen oder Extras - sondern Ruhe, viel Zeit zu Hause, abends wieder bewusste "Auszeiten" mit Entspannungsübungen und Musik und guten Büchern, früh ins Bett gehen und schlafen.

Und Hoffen, dass sich das alles wieder einpendelt (doch das sehe ich optimistisch wenn ich denn wirklich Ruhe gebe).

Ungewissheit ...

... zählt zu den Dingen, mit denen ich nicht gut umgehen kann.

Die Aussprache mit dem Betreuer war gut, verlief wirklich sehr positiv. Doch es ändert nichts daran, dass ich den Betreuer wechseln will und werde.

Dazu kommt, dass der aktuelle Betreuungsverein ihr Konzept ändert - alle aktuellen Betreuer, die zur Zeit noch als Selbständige dort arbeiten werden zum 1.12. gekündigt. Ab da werden nur noch angestellte Betreuer eingesetzt - die bisher selbständigen können sich für eine Stelle bewerben. Da es aber sehr viel weniger Geld geben wird, hören die meisten auf oder wechseln zu anderen Betreuungsvereinen.

Noch ist unklar, welche Betreuer bleiben - daher kann mir der Verein gar niemanden anbieten.

Im Moment bedeutet das: Abwarten

1. bis die Vertretung weiss wo hin sie wechselt
2. erst wenn ich 1. weiss, kann ich beim neuen Arbeitgeber von ihm eine Betreuung beantragen
3. die müssen dann mit dem Landkreis streiten - und das wird vermutlich wieder mal ein harter Kampf (und ich gestehe, ich hoffe dass es diesmal ganz anders läuft und der Wechsel und die Verlängerung problemlos durchgeht - aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist halt leider arg gering)
4. der Wechsel wird zum 1.11. oder 1.12. stattfinden - und es kann sein, dass sich der Landkreis weigert vorher zu entscheiden und diesen Wechsel abwarten will (um es dann abzulehnen oder ähnliches)

Mit etwas Glück ist 1. innerhalb der nächsten Woche klar. Dann kann das Erstgespräch bei anderen Betreuungsvereinen stattfinden und wenn klar ist wo ich hingehe, auch die Kündigung an den aktuellen Verein (und das Auseinandersetzen mit der Koordinatorin, die einfach nur wahnsinnig nerven kann - doch da ich dann ja nichts mehr von ihr möchte - werde ich das eher kurz und schmerzlos gestalten - wenn sie nervt - kriegt sie gar kein Gespräch mit mir).

Donnerstag, 10. September 2009

Wohnung und Alltag - Teil 3

Wenn etwas schief läuft, sollte man sehen ob man was ändern kann.

Und das hab ich gemacht. Ich hab das Thema in der Therapie aufgegriffen, versucht rauszufinden woran es lag, dass es mit der Vertretung einfach fluppt und was denn da anders ist usw.

Es war ziemlich harte Arbeit - vor allem auch weil es schmerzhaft ist. Ich mag meinen Betreuer, finde ihn sympatisch und er macht ja nichts "falsch". Und es ist schmerzhaft sich selbst einzugestehen, dass man mit jemanden nur spielt, ihn nicht ernst nimmt, ihn abblitzen lässt.

Irgendwann wurde klar, dass die Vertretung einfach ein anderes Naturell hat - er geht aus sich raus, ist lebendiger - einfach extrovertierter, während mein Betreuer introvertiert ist und ruhig, Zweifel oder Unsicherheiten nicht anspricht sondern versucht sich noch mehr zurückzunehmen.

Und es wurde klar - wir brauchen eine Aussprache. Leider wurde für mich auch klar, es geht nicht darum was groß zu klären oder ändern, sondern wirklich um sein - für mich zu ruhiges - Naturell - so dass es für mich auch um einen Betreuerwechsel geht.

Nach langem hin und her, hab ich mich entschieden ihm eine mail zu schreiben - ich kann mich im direkten Gespräch nicht so ausdrücken und ihm das dirket zu geben - er ist jemand, der seine Empfindungen nicht gut verbergen kann und ich möchte ihm die Möglichkeit geben, es für sich erstmal setzen zu lassen.

Also hat er heute eine mail geschickt bekommen und morgen haben wir einen Termin, der der großen Aussprache dienen soll. Einerseits fürcht ich mich davor - ist ja immer unangenehm, andererseits bin ich froh.

Ich bin jemand, der Sachen klären will, der sie normalerweise auch schnell anspricht - warum ich das diesmal nicht gemacht hab - weiss ich nicht genau.

Ausserdem ist unklar wie es weitergeht - denn der Betreuungsverein wo ich jetzt bin, wird mir keine Alternative anbieten können. Die Vertretung wird erst bis Ende September für sich klären können ob er weiter bei diesem Verein bleibt oder wechselt. Wenn er wechselt - werde ich mit wechseln, wenn er bleibt muss ich sehen wie es laufen wird.

Erstmal möchte ich es mit meinem Betreuer klären.

Es fällt mir immer noch schwer mir einzugestehen, dass ich es alleine nicht schaffe, Hilfe brauche - und auch Hilfe in doch großem Ausmass auch. Aber ich bin froh, dass es diese Hilfe auch gibt. Und ich muss für mich schauen, dass sie mir auch gut tut, sie meinen Bedürfnissen entspricht.

Wohnung und Alltag - Teil 2

Wir fingen also Ende Juli wieder mit der Betreuung an - auch der selbe Betreuuer. Doch irgendwie lief es nicht. Ich hatte total dicht gemacht.

Das merkte ich auch, aber ich konnte es nicht ändern. Was die Wohnung anging - da baute sich einfach nur ein wahnsinniger Druck auf, irgendwie hatten wir uns auch nichts zu sagen und so passierte es, dass der Betreuuer nach und nach eher zum Fahrer "degradiert" wurde.

Dann fuhr er in Urlaub und ich dachte nur: Gott sei Dank - erstmal Ruhe.

Nur das ist nicht Sinn der Sache - zu Hause war immer noch das Chaos - und zwar in einem Masse dass es nicht nur "unordentlich" ist (und meine Ansprüche sind da nicht hoch - sondern eher sehr niedrig) - und ich sass da und wusste nicht weiter.

Ich wusste, dass der Betreuer nichts machen kann, wenn ich ihn so abblitzen lasse, aber ich konnte mich nicht einlassen. Und ich dachte, dass es an mir liegt, dass ich mich generell auf die Betreuung nicht einlassen kann, weiss ja auch nicht ob es dann nach Dezember weiter geht usw.

Es ist für mich schwierig, jemanden in die Wohnung zu lassen (auch unabhängig vom Chaos dort - auch in aufgeräumter Wohnung ist das oft problematisch) und ich hab es kaum geschafft den Betreuer in die Wohnung zu lassen.

Für den Großeinkauf Ende August haben wir eine Vertretung organisiert. Da konnte ja nicht schief gehen - wenn ich mich nicht damit verstehe - egal - wir müssen ja nicht miteinander reden.

Trotzdem war ich aufgeregt - ich kannte ihn ja gar nicht und Einkaufen ist für mich immer sehr schwierig.

Doch irgendwie war da von Anfang an kein Problem - wir haben uns super verstanden, es war dann auch kein Thema dass er in die Wohnung kommt (obwohl vorab abgesprochen war, dass er nicht rein kann) oder dass ich mich auf irgendwas einlasse - es lief einfach.

Wir haben dann weitere Termine als Urlaubsvertretung ausgemacht. Und plötzlich lief es wie am Schnürchen. Die Wohnung haben wir innerhalb von 3 Terminen grundgereinigt, inklusive Umräumen der Küche und Co.

Konnte ich mit meinem Betreuer in der Wohnung nichts hinkriegen - lief es da fast wie von selbst. Er wusste nach einer Woche mehr von mir als mein eigentlicher Betreuer nach einem Jahr.

Gibt es noch was deutlichers das sagt: irgenwas läuft wohl falsch?

Wohnung und Alltag - Teil 1

Es ist ja nun mal leider so, dass ich in der Wohnung nicht immer alles hinkriege. Genaugenommen ist es sogar selten so, dass ich es schaffe. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich vor gut einem Jahr eine Betreuung beantragt habe.

Zum einen schaff ich es körperlich oft nicht so wie ich möchte, aber auch die Psyche macht mir oft einen Strich durch die Rechnung. Schon bei Kleinigkeiten kommt es vor, dass sich dann so ein Druck aufbaut.

Ein Druck mich selbst zu verletzen - und ich muss dann aufpassen, dass es nicht kippt, dass es zu keinen Handlungen kommt und ich dem Druck auch was entgegensetzen kann. Da bleibt dann das was ich eigentlich in der Wohnung machen wollte - zwangsläufig - liegen.

Und wenn das eine Weile so ist, dann kommt irgenwann der Punkt, an dem ich nicht mehr hinter her komme - an dem alles zu viel ist, für mich nicht mehr zu schaffen.

Schon kurz vor dem Punkt wird es schwierig - weil ich es sehe, erkenne und mir damit dann selbst wahnsinnigen Druck mache: "ich MUSS das jetzt schaffen, sonst geht bald gar nichts mehr" usw.

Mit Hilfe des Betreuers klappte es mehr schlecht als recht. Doch dann kam Ende April das "aus" - die Betreuung wurde nicht weiter verlängert.

Der Grund: ich würde meiner Mitwirkungspflicht nicht nachkommen

Denn für die Genehmigung hätte ich zum Gutachten gemusst. Nun schaff ich das nicht - es gibt unzählige Gutachten, dass ich nicht begutachtungsfähig bin und ein Termin beim Gutachter eine Retraumatisierung darstellen würde usw. Selbst der deutsche und der österr. Rentenversicherer akzeptiert diese Gutachten.

Aber der Landkreis sieht das anders. Also wurde überlegt, dass wir den Termin mit meinem Therapeuten machen, die Gutachterin dann sieht, dass ich eben nichts sagen kann, nur erstarre und nichts mehr geht - der Therapeut das dann auch klar stellt und die Gutachterin "wegschickt" und versucht dann das irgendwie abzufangen - inkl. der Option, dass ich dafür dann stationär gehe.

In der Situation wäre es so, dass ich einfach erstarren würde, ich würde dissoziieren, nichts mitkriegen und einfach erstarrt dasitzen - nicht mehr reagieren können. Ich kenn das ja und arbeite ja auch dran, aber die Fortschritte sind sehr sehr klein (zugegeben - es gibt auch andere und dringendere Themen die auch anstehen).

Aber wir dachten, wenn die das dann sieht - dann könnte sie mir nicht mehr vorwerfen, ich wolle ja nur nicht.

Doch dann stellte sich (Gott sei Dank bevor wir das dann auch umsetzen) - dass es nicht darum geht, dass sie das sieht - sie möchte von mir Antworten. Ich muss mit ihr reden.

Nur das geht nicht - mir wäre auch lieber ich würde das hinkriegen.

Das Ende vom Lied war - dass mir wegen Verweigerung der Mitwirkungspflich (begründet darin, dass sie sagten, dass ich ja auch mit anderen Personen wie meinem Thera und Betreuer reden würde - dass es aber um das Gutachten an sich geht war nicht klar zu machen), die Verlängerung verweigert wurde.

Natürlich wurde mir das auch am 30. April gesagt - die Betreuung war bis zum 30. April genehmigt - ich stand also plötzlich vor dem "aus" (obwohl alle meinten, natürlich würde es weitergehen, der Bedarf sei ja klar - der wurde auch nicht angezweifelt - usw).

Und ich sah mich im Chaos. Ein Jahr zuvor bin ich mit Hilfe aus der alten Wohnung raus und in eine Neue - unter anderem weil die alte Wohnung im Chaos war. Dazu kam, dass es nicht nur Unordnung war, sondern - unabhängig davon - auch viele bauliche Mägel gab, es war eine feuchte Kellerwohnung, in der es z.Bsp nur eine Sicherung für die gesamte Wohnung gab und kein Sicherungskasten für mich zugänglich, der war nur für den Vermieter zugänglich. Eine Sicherung bedeutet aber auch: das Anschalten des Wasserkochers lässt die Sicherung fliegen, wenn der Kühlschrank anspringt, flackert kurz das Licht usw.

Ohne Hilfe bin ich damals in meiner Wohnung schlicht "versumpft".

Und das sah ich wieder vor mir - denn mir war klar, ohne Hilfe schaff ich es nicht - deshalb hatte ich mir ja - nach großer Überwindung - Hilfe geholt.

Es waren 2 1/2 Monate und ich war entsetzt wie eine Wohnung aussieht, wenn man 2 Monate nichts schafft, vielleicht grad mal was abgewaschen bekommt und irgendwann nur noch versucht, das Chaos nicht noch schlimmer werden zu lassen.

Nach 2 1/2 Monaten kam dann ein Schreiben vom Landkreis, ob wir den eingereichten Widerspruch zurückziehen würden, wenn sie die Betreuung nochmal für 6 Monate genehmigen. Gerechnet ab Mai, nachzahlen dürfen sie aber nicht - also wäre es nochmal für 3 Monate gewesen.

Trotzdem haben wir natürlich zugesagt - hatten eh keine Wahl. Wir konnten erreichen, dass von den verlorenen fast 3 Monaten wenigstens 2 hinten dran gehängt werden - so dass ich jetzt bis Ende Dezember wieder eine Betreuung habe.

Wir - das ist der gesetzliche Betreuer für Behördensachen und ich.

Ich habe also eine gesetzliche Betreuung für alles was mit Behörden zu tun hat und für Wohnungangelegenheiten (habe letztes Jahr darum gebeten, es dafür zu erweitern), ausserdem eine ambulante Betreuung mit im Moment 6 Stunden die Woche.

Das ist ziemlich viel, aber ich merke, dass ich das aktuell auch noch brauche. Damit klappt es dann aber in der Regel auch.