Mittwoch, 12. August 2009

Wundersame Gesundung?

Die für mich erschreckenste Erfahrung zum Thema des Blogs machte ich vor gut 10 Jahren.

Es war Winter und ein Sturz bescherte mir ein kaputtes Knie - Kapsel, Band, Miniskus waren hin.

Da ja unterwegs wurde ich erstmal ins KH eingeliefert - das Röngtenbild war - lt. Arzt weil ich das Knie ja nicht bewegen ließ (hey das tat richtig weh und war ja auch schön dick und die Röngtentante war eh schon grantig) - nicht aussagekräftig genug und ich wurde mit Schiene, Krücken und Schmerzmittel nach Hause geschickt mit dem Hinweis bei Verschlechterung sofort zu kommen und sonst am nächsten Tag den Orthopäden aufzusuchen (war ja auch schon spät abends)

Ein Kurzbrief sprach von Verdacht auf Bänderriss.

Am nächsten Tag Orthopäde, der nach erneutem Röngten gleich von OP sprach - was ich erstmal einfach ablehnte - dazu muss ich sagen, dass ich einen befreundeten Arzt angerufen hatte und der meinte - erstmal abwarten - operieren kann man dann immer noch.

Der Orthopäde war etwas vergrätzt - aber ich kann ja stur sein und ließ mich auch bei den Folgeterminen nicht zur OP überreden. Bei ihm war ich mind 3 mal die Woche und ich weiss nicht wie oft das Knie punktiert werden musste um da allerlei an Flüssigkeiten rauszuholen (auch der Arzt sah das nicht mehr ganz so locker wie noch die ersten beiden Male).

Aber er war sicher, dass die oben genannten Kniebestandteile putt waren. Das zog sich eine ganze Weile und die Heilung verlief etwas langsam. Physiotherapie im Sinne von Kniemassagen und passive Bewegungen usw. war für mich mühsam aber was muss das muss.

Der Orthopäde mahnte mich immer wieder zur Geduld - irgendwann ging ich dann auch wieder arbeiten - aber halt nur sitzende Arbeiten. Die Schiene hasste ich - die scheuerte und die wunden Stellen taten zusätzlich weh.

Soweit war alles im Rahmen.

Dann kam ein Anruf auf den ich schon viele Monate gewartet hatte - ich hatte mich nämlich für eine stationäre Behandlung in einer Psychosomatischen Klinik entschieden - dort ist nicht nur eine Psychosomatik, sondern es ist eine psychiatrische Klinik die von Kindern bis Erwachsene alles aufnahm (natürlich in entsprechenden Stationen) und die vor allem ein sehr gutes Programm für Arbeitstherapie hatte (hieß es jedenfalls). Da ich ja schon beim vorigen KH-Aufenthalt mich geweigert hab Rente zu beantragen - war halt der typ. Workaholic und grad mal Anfang 20) - war mir grade das sehr wichtig - da auch ich eingesehen hab, dass ich das mit der Arbeit einfach nicht so hinkriege wie ich gerne wollte - und für mich unklar war - warum das so ist.

Kurz und gut - der Anruf kam am Freitag Nachmittag - und ich sollte Di früh auflaufen - nur dass die Klinik ca 7 Stunden von mir entfernt war. Also erstmal mit der Klinik gesprochen, dass ich es einfach nicht bis 10 Uhr schaffen kann (war dann auch kein Thema) und dann die Arbeit angerufen, dass ich ab Mo nicht mehr komme - denn am Mo war dann noch mal Orthopäde dran und ich musste ja auch sonst noch so einiges organisieren. Auch vom Hausarzt wollte ich wenigstens einen Kurzbrief.

Am Montag humpelte ich also zum Orthopäden, erzählte ihm, dass ich ja ab morgen in die Klinik gehe und deshalb einen Arztbrief brauche wegen der weiteren Behandlung des Knies. Er fragte nach welche Klinik und als er höre Psychosomatische Klinik so und so - war es irgendwie vorbei.

Sein Gesichtsausdruck erstarrte - er war kurz angebunden, meinte den Kurzbrief könne ich in einer halben Stunde abholen und auf meine Frage wie es denn dort weitergehen soll - grad auch mit Physio usw - meinte er nur, das würden dann die entscheiden.

Der Kurzbrief war natürlich im verschlossenen Umschlag und auf meine Frage ob ich ihn lesen könnte, hiess es nur: nein der sei nur für den weiterbehandelnden Arzt.

Ich hab das in dem Moment so hingenommen, wusste ja eh nicht wo mir der Kopf stand.

Erst auf dem Weg zum KH las ich ihn mir durch und dachte mich trifft der Schlag: es war der Kurzbrief, denn das KH damals für den Orthopäden mitgab - und ein Zweizeiler der eine starke Bänderzerrung diagnostizierte.

Das stand ich nun - und wusste nicht was tun - da kommt man in ein KH - das einen nicht kennt, und hat einen Kurzbrief bei der einen als weiss was ich hinstellt.

Also hab ich den erst gar nicht abgegeben und beim Orthopäden einen ausführlichen Arztbrief angefordert (der dann auch nach 6 Wochen kam - welch Wunder) - irritierend war - auch in dem stand nicht alles (aber immerhin nicht nur Verdacht auf ...).

Mittlerweile hatte ich dort ja weiter Physio gemacht und diese Physiotherapeuten veranlasste dann, dass die Röngtenbilder und sonstigen Untersuchungsergebnisse angefordert werden - und siehe da plötzlich waren es wieder die Diagnosen - die der Orthopäde ursprünglich gestellt hatte.

Allein das Erwähnen, dass man in eine psychosomatische Klinik geht - reichte um aus einem kaputten Knie - um das er sich vorher auch sichtlich Sorgen gemacht hat - ein "die hat mir sicher nur was vorgemacht" zu machen (was mich natürlich bis heute nachdenklich macht - er hatte ja Bilder die - nach seiner Aussage - eine eindeutige Diagnose zuließen.

Auch der Arzt im KH war irritiert - nach dem hin und her hab ich ihm nämlich auch den Kurzbrief gegeben.

Als Patient fühlte ich mich völlig verunsichert. Ich sass da, es ging mir nicht gut und ich fragte mich ernsthaft ob mein Knie nun wirklich was hat oder mir wirklich mein Körper so einen Streich spielt - all das Punktieren, das nötig war und auch die sichtbare Schwellung und vom Physiotherapeuten auch bestätigte eingeschränkte Beweglichkeit - galt nichts mehr.

Ich - die eh ständig dazu tendiert - alles in die Psychoecke zu schieben (klar - wenn es psychisch ist, ist es doch gut - da kann ich was machen und der Körper funktioniert ja eigentlich, wenn ich die Psychoseite in den Griff kriege) - ließ mich durch diesen doofen Orthopäden so an mir selbst Zweifeln, dass natürlich auch das Knie was abbekam (denn wenn das eh nix ist, dann geht das auch ohne Schiene und ohne Krücken und überhaupt - dass das Knie das anders sah - wurde da von mir ziemlich oft ignoriert) - und die Heilung dauerte entsprechend länger. Egal was unabhängige Untersuchungsergebnisse (wurde natürlich vom KH angeordnet, da ja vom Orthopäden so lange nichts kam) ja bestätigten dass die Diagnosen stimmten.

Leider hab ich diesen Arzt dann nie darauf angesprochen - ich war da ja ein Jahr dann im KH und bin direkt danach umgezogen - außerdem hatte ich damals mehr als genug andere Probleme

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