Samstag, 19. Dezember 2009

Knie und Fallangst

Unzählige Male hab ich mir die Knie verletzt. Meistens verdreht.

Anfangs war es kein Thema, die üblichen paar Wochen und das Knie war wieder wie vorher (schmerzfrei war es ja vorher schon nicht, aber es war alles gut aushaltbar), doch mit jedem Mal dauerte es länger, gab es mehr Komplikationen, musste häufiger punktiert werden und war mehr kaputt. Eigentlich kenne ich es ja nicht anders, schon als Kind hatte ich ständig Schleimbeutelentzündungen und mit 13 wurde mir vom Orthopäden nahe gelegt das Schifahren als Sport zu lassen, die Knie wären schon so abgenutzt. Von daher kenne ich Schmerzen mein Leben lang.

Solange das in einem best. Rahmen ist, ist das ok. Doch als dann Stürze zu Verletzungen führten, die eben nicht mehr wenige Wochen, sondern mehrere Monate dauerten, wurde es von immer mehr Angst begleitet. Im Hinterkopf ist immer noch das eine Mal vor vielen Jahren - ein Sturz bei Schneeglätte, mitten auf der Straßeund ein Knie, das selbst die Ärzte vor Rätsel stellte. Denn die Schiene wurde ich ganze 8 Monate lang nicht mehr los.

Unzählige Male wurde es punktiert und zweimal die Woche Phyiso (ging damals ja noch) und doch wurde das Knie nicht besser, es war dick, geschwollen, sonderte alles Mögliche an "Flüssigkeiten" ab, die es nicht absondern sollte und ehe ich mich versah, war statt der 8 Wochen angekündigten Zeit mit Schiene, 8 Monate um. Dann war ich zwar die Schiene los (und hatte trotz Polsterung derbe Scheuermale die mich noch lange daran erinnerten), doch das Knie war noch lange nicht ok. Der nächste Winter kam und zu dem Zeitpunkt schien es endlich gut zu sein - ganze 2 Wochen lang mit erstem zaghaften Hoffen, dass es nun wirklich gut ist.

Ein neuerliches Rutschen und ich war wieder am Anfang. An diesem Moment erinnere ich mich gut - ich war zu Besuch bei der Familie in Österreich, lag da an einem Feldweg im Schnee und heulte nur noch. Das Knie tat zwar weh, doch es war nicht der Schmerz, es war die zerstörte Hoffnung, die grade wieder so aufgeflackert hatte, dass das mit dem Knie doch wieder gut würde.

In diesem Moment brach etwas in mir, weit und breit kein Mensch, ich kam nicht mehr hoch und war einfach nur zutiefst verzweifelt.

Mein Leben war für mich schon schlimm genug, ich hab mich in die Arbeit geflüchtet, doch mir ging es sehr schlecht. Das mich mein Körper auch noch so im Stich ließ - war da einfach zu viel.

Es dauerte wieder fast ein Jahr bis das Knie wieder soweit ok war wie es eben möglich war.

Doch es ist mehr diese Verzweiflung als der Schmerz, der mir die Fallangst beschert. Der Kopf weiß, dass ich damit die Gefahr eines Sturzes noch erhöhe, denn ein hilfloses vor sich hin trappeln verschafft keinen sicheren Stand. Der Kopf weiß auch, dass es nicht der Schnee an sich ist - sondern der mehr als Symbol für all das Rutschige steht - das fängt mit nassem Laub an oder auch Regen auf best. Gehwegen (die dann so eine Schmierseifenspur bekommen), dass es Eis ist oder ein nasser Fleck auf dem Ladenboden.

All diese Dinge bescheren mir auch eine Angst - doch es ist eine handhabbare Angst - eine die mich vorsichtiger werden lässt, aber nicht daran hindert da lang zu laufen. Der Schnee ist da nur das Symbol für all diese Sachen - und doch nützt mir das nichts - das im Kopf zu wissen. Der Körper reagiert einfach und ich stehe dann dann und habe das Gefühl, dass jemand ganz anderer grad die Kontrolle über mich übernimmt - über meinen Körper und meine Gedanken. Das merke ich auch in diesem Moment und kann es da dennoch nicht ändern.

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