Mittwoch, 20. Januar 2010

Fakten

Muss mir selbst da mal ein paar Sachen klar machen:

Vor 10 Tagen hab ich mir das Knie verdreht, nach einer Woche war das Knie wieder in Ordnung - so im Gesamten kenn ich das so, dass mich dann die Angst sehr lange fest im Griff hat - und zwar in einem deutlich heftigeren Ausmaß als es diesmal war. Klar sind da noch Ängste - nicht zu knapp - doch so wie es jetzt ist - war es früher etwa nach gut einem Monat erst. Dass ich ohne Krücken in Reichweite rumlaufe, aber überhaupt auch rausgehe usw - das brauchte alles deutlich länger. Von daher - was ärger ich mich da über mich?

Heute in der Physio war erstmal vorsichtiger Optimismus da - denn die Knie sind im Moment mal echt ziemlich fit. So in der Ebene geht das Laufen mittlerweile ganz gut ohne, auch mal längere Strecken (ich rede hier von 200 Meter oder so). Heute Vormittag hab ich mich an die Treppe gewagt - und es ging - zwar mit Geländer und Schmerzen, aber hey, immerhin ging es überhaupt ohne dass der Schmerz das Knie dazu überredete wegzuknicken.

Schon Ende letzter Woche war irgendwie erstes "Antesten" da, da die Knie im Moment wirklich gut mitspielen - deutlich besser, als ich das gewohnt bin. Und klar kenne ich Phasen, in denen es besser ist und natürlich ist in mir Angst, dass es dann doch wieder nur eine Phase ist und wieder schlimmer wird.

Ich hab viel erreicht in dem knappen Jahr seit ich regelmäßig die Phyiso mache - und es sind so die ersten zarten Hoffnungen, dass ich es schaffen könnte, die Krücken endgültig in die Ecke zu stellen.

Das hab ich mir zwar immer gewünscht und oft auch vorgenommen, doch zur Zeit scheint es auch realistisch, umsetzbar - und die Hoffnung die da die ersten Halme bildet - naja ist dieses "soll es wirklich wahr werden?", "soll sich dieser Traum wirklich erfüllen?" - die Angst mich darauf einzulassen, denn wenn es dann doch nicht klappt tut es einfach nur noch mehr weh.

Und in diesen Momenten wird mir klar, wie sehr es mich belastet - die Schmerzen, die Krücken, das nicht richtig laufen können, die ständigen Einschränkungen - zusätzlich zu denen die mir schon die Vergangenheit und die Angst diktieren.

Mich wirklich auf diese Hoffnung einzulassen, dass ich wieder ohne Krücken laufen kann - auch Treppen oder Gehsteigkanten wieder gehen - das wäre mir so wertvoll - so unendlich wertvoll - dass sie mir einfach Angst macht: Angst, dass diese Hoffnung wieder zerstört wird - wie schon so viele Male.

Ich habe so lange gebraucht mich damit abzufinden, hab unendlich viele Kämpfe ausgetragen - auch mit den Ärzten - weil ich es nicht wollte - ich wollte nicht auf Krücken angewiesen sein - mal ok für ein oder zwei Wochen, aber nicht ständig. Und ich verlor - denn irgendwann war der Punkt, dass ich einsehen musste, dass es eben nicht ohne geht, dass ich mich entscheiden muss zwischen gar nicht laufen oder eben mit Krücken und irgendwann hab ich mich - mit einer Todesverachtung - für die Krücken entschieden. Doch das war immer mit Abneigung und Hass gekoppelt - ich kann diese Teile nicht ausstehen. Grade weil ich auch darauf angewiesen war - denke ich.

Schon das letzte Jahr war dann ja schon so, dass grade Ebene ganz gut ging - und eben auch die meiste Zeit sogar ohne Krücken, solange wir unter 200 Meter blieben. Später ging es auch mit Nordic Walking Stöcken - so dass ich meine Runden drehen konnte. Zwar immer noch auf eine halbe Stunde etwa begrenzt - aber immerhin.

Nur Gehsteigkanten und Treppen blieben ein Problem - und erst da fällt dann auf wie viele Gehsteigkanten es überhaupt gibt.

Gehsteigkanten gehen mittlerweile - meistens jedenfalls. Treppen jedoch blieben die Ausnahme - mal eine einzelne Stufe - sofern ein Geländer da war auf das man sich stützen konnte, wenn es ganz gut war sogar mal 2 oder 3 Stufen - doch mehr war definitiv nicht drin.

Heute waren es 5 - ganze 5 Stufen - natürlich mit Geländer - aber trotzdem - ich wollte es einfach wissen, wollte es probieren - mit jeder Menge Angst (könnte ja ausrutschen oder wenn es dann doch wieder wegknickt fall ich wieder usw) - aber irgendwie musste ich es wissen.

Den Knien geht es gut - natürlich nicht schmerzfrei, doch das erwarte ich nicht mal - mir reicht es, wenn der Schmerz im Rahmen bleibt und ich dennoch die Treppen steigen kann.

Diese Hoffnung irgendwann ohne Krücken wieder laufen zu können - ist leider auch mit Angst gekoppelt - der Angst, wenn ich mich dieser Hoffnung hingebe, wieder enttäuscht zu werden. Zu groß war die Enttäuschung als ich diese Kämpfe damals austrug, zu schwer das eingestehen, dass es eben nicht anders geht.

Und doch ist sie da - vielleicht noch nicht recht als Hoffnung wahrgenommen, sondern immer noch als großer Wunsch, großer Traum: die Krücken nicht nur in die Ecke stellen zu können, sondern wegzuwerfen oder in die Garage zu stellen oder was auch immer - aber ich brauch sie nicht mehr und kann wieder laufen - auch Treppen oder ähnliches.

Im Moment ist nur Fakt: die Schmerzen in den Knien sind irgendwo bei 2-3 - und das ist wunderbar und freut mich sehr. Generell ist zur Zeit schmerztechnisch einiges besser - und ich geniesse es sehr.

Die Schmerzen gehen nicht grad im Chaos unter - sondern sind grade wirklich mal besser.

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